Volkswagen Caddy 2K (2009)
Vom Nutzfahrzeug zum Spaßfahrzeug
28.01.2018 13:00 Uhr
Text: Ben Planz | Fotos: Markus Leser
Die Vernunft fristet in der Tuning-Szene höchstens ein Schattendasein. Vielleicht deswegen oder gerade deshalb gehört der Caddy als Nutzfahrzeug nicht zu den beliebtesten Basisfahrzeugen und steht auch nicht allzu hoch im Kurs. Sie es drum: Von "hoch" kann hier sowieso keine Rede sein …
Würde die Vernunft regieren, gäbe es vermutlich gar keine Szene. Aber auf der Suche nach einem Basisfahrzeug für ein mehr oder weniger ausschweifendes Tuning-Projekt gewinnt bei den meisten dann doch das Gehirnschmalz. Da spielen Themen wie die Akzeptanz des Fahrzeugs, die Versorgung mit Tuning-Teilen „von der Stange" und die Eignung für Umbauten eine Rolle. Natürlich ist man mit einem Golf auf der sicheren Seite. Selbst Modelle mit geringerer Auflage erfüllen oft noch alle Vernunftkriterien. Und dann gibt es da noch Fahrzeuge wie den Caddy. Um das Stauraumwunder aus der Nutzfahrzeugsparte von Volkswagen zum Szenestar zu machen, benötigt man zweifelsohne mehr „Cojones" als bei anderen Modellen. Hier ist sehr viel schneller die Grenze erreicht, ab der man sich nur noch auf Custom-Lösungen berufen kann. Dominik Freund macht das nichts aus, ganz im Gegenteil ...
Im Jahr 2009 orderte Dominik den Caddy und begab sich höchstpersönlich zur Werksabholung. Mit sechs Kilometern auf der Uhr war an diesem Nutzfahrzeug noch gar nichts abgenutzt. Außerdem schaffte der Werbetechniker aus Bad Homburg den Hochdachkombi auch an, um ihn im wörtlichen Sinne als Sports Utility Vehicle zu nutzen. Im Sommer sollte das BMX-Rad damit transportiert werden, während im Winter auf den Transport von Ski-Utensilien umgeschwenkt werden sollte. Als Campingfahrzeug sollte er auch noch herhalten. Und natürlich als Alltagswagen. Jeder, der schon mal das Vergnügen hatte, ein aktuelleres Caddy-Modell zu pilotieren, weiß: Die Geschichten von Komfortabstrichen gehören in die Klischeeabteilung. Mit geschlossenen Augen bemerkt man während der Fahrt zum Beispiel keinen Unterschied zum Touran. Und in Sachen Stauraum ist der Caddy atemberaubend. Da können nicht nur Großserien-Kompaktwagen aus Wolfsburg einpacken. Die Kaufentscheidung war also alles andere als unvernünftig. Der Caddy war zu allen vorgesehenen Schandtaten bereit und erfüllte seine Aufgaben mit Bravour. Bis zu einer schicksalhaften Begegnung im Jahr 2011 ...
Als Dominik schließlich Oliver Strohbusch und den Rest des „VW Concept Frankfurt"-Clans kennenlernte, sollte sich die Beziehung zwischen Herrn Freund und seinem Volkswagen von Grund auf ändern. „Seitdem ist es um den Caddy und mich geschehen", fasst Dominik das „Kennenlernen mit Folgen" zusammen, das ihn auf die Tuning-Bahn brachte. Oliver war damals Besitzer eines brutalen Touran und damit genau der richtige Mentor in Sachen Fahrzeugmodifikation. Erste Maßnahme: Der Caddy wurde mit einer anständigen Musikanlage ausgestattet. Inklusive dickem Subwoofer, versteht sich! Platz war ja genug vorhanden. Doch es ging natürlich weiter. Die Pflichtdisziplin Tieferlegung absolvierte Dominik auf gleich drei unterschiedliche Arten. Zunächst sorgten Eibach-Federn für weniger Platz zwischen Asphalt und Karosse, dann ein Gewindefahrwerk von V-Maxx, und zu guter Letzt sattelte der Werbetechniker auf ein Luftfahrwerk von G-Ride um, das aktuell verbaut ist. Ähnlich turbulent ging es beim optischen Erscheinungsbild des Caddys zu. „Kleine Umbauten am Interieur, die Folierung, das Exterieurdesign: Der Wagen wurde in den letzten Jahren so oft umgebaut ...", bilanziert Dominik die mittlerweile acht Jahre seit dem Fahrzeugkauf. In der Inkarnation als „Feierwehr" in von Feuerwehrautos inspiriertem Foliendesign schaffte es der Caddy damals nicht nur zum ersten Mal in die VW Speed, sondern auch ins Fernsehen. Der gepimpte Hochdachkombi durfte sich als Protagonist in einer „Grip"-Folge austoben. Als vergleichsweise exotisches Tuning-Fahrzeug ist er für diesen Einsatz geradezu prädestiniert.
Seit vier Jahren darf der Caddy sich mittlerweile über den Status des reinen Spaßautos freuen. Seine vorherigen Pflichten übernahmen zwei andere Fahrzeuge. Die hohe und lange Version eines T4 übernimmt den stauraumintensiven Part, während ein Fiat Cinquecento Sporting als „Daily Flitzer" bereitsteht. Bei der hohen Zahl an unterschiedlichen Inkarnationen des Caddys erschienen uns weitere geplante Umbauten recht wahrscheinlich. „Für die nächste Saison steht wieder ein neues Design an, das jetzige fahre ich ja immerhin schon zwei Jahre. Und vermutlich mal wieder ein Satz neue Felgen", bestätigt Dominik unsere Vermutungen. Dem Caddy wird es also auch ohne Nutzfahrzeugeinsatz nicht langweilig werden ...
VW Caddy 2K (2009) von Dominik Freund
MOTOR | 1,9 l TDI, von EE Performance Parts optimiert, mit Teilen eines Seat Ibiza Cupra und größerem Turbo ausgestattet, circa 200 PS Leistung |
AUSPUFF | Einzelanfertigung von Eisenbarth Engineering |
BREMSEN | V-Maxx Big Brake mit 330-mm-Scheiben und 4-Kolben-Bremssätteln und Stahlflexleitungen |
FAHRWERK | Luftfahrwerk von G-Ride mit H&R-Dämpfern und Firestone-Bälgen |
RÄDER/REIFEN | BMW i8-Radsatz in 7,5 x 20 Zoll mit Nankang NS20 in den Dimensionen 225/30R20 |
INTERIEUR | rot gepulverter Eigenbaukäfig in Zusammenarbeit mit Metallbau Dirk Velte, Alcantara-Dachhimmel, Vollschalensitze von SW-Cartuning, Schroth-Gurte, Lenkrad mit MFA vom Golf 6 GTI, Tacho vom Touran |
HIFI | Kenwood DDX8016 Doppel-DIN-Headunit, Hifonics-Brutus-Monoblock-Endstufe mit 2 Kicker CV20 Subwoofern, Ampire MX5 5-Kanal-Endstufe mit Rainbow- und Clarion-Lautsprechern, 10"-Deckenmonitor |
EXTERIEUR | Touran-Xenonscheinwerfer, geänderte Stoßfänger, Custom-Wabengrill, Golf-5-Außenspiegel |
DANKE AN | Tattoo Max Laloi, Tobias Eisenbarth (EE-Performance) und Oliver Strohbusch |